Klaus Reincke

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Kurzbiographie
1942    geboren in Bad Reichenhall
ab 1950    aufgewachsen in Berlin
1964 – 1969 Studium an der Meisterschule für Werkkunst, der späteren Akademie für Werkkunst in Berlin: 4 Semester Werbegraphik,
      1 Jahr Praktikum im Amerika-Haus, Berlin, Besuch der Klasse für angewandte Malerei an der Meisterschule für Werkkunst in Berlin
      (Fresken, Mosaiken und Relief), 4 Semester Glasmalerei
seit 1970   als freier Maler, Graphiker und Bühnenbildner in Berlin tätig; Bühnenmaler im Theater des Westens und im Theater am
      Kurfürstendamm Requisiteur an der Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin
1970      Übersiedlung nach München; Tätigkeit in der Münchener Galerie Hartmann; Mitarbeit im Atelier Ernst Fuchs in Wien und München
seit 1980   lebt und arbeitet Klaus Reincke in Versmold/Westfalen
1984 – 1998 als Galerist in Osnabrück; zahlreiche Ausstellungen in der Galerie GildewArt, darunter Mitorganisation der Ausstellung
      »Skulpturenpfad«, der ihn mit zahlreichen Bildhauern in Berührung brachte; im Rahmen der künstlerischen Arbeit von Klaus Reincke
      entwickelt sich das Thema »Skulptur« zum Schwerpunkt
ab 1998    wendet Klaus Reincke sich fast ausschließlich seiner Tätigkeit als Künstler zu und konzentriert sich auf seine bildhauerische Arbeit

Einzelausstellungen
2001    Ausstellung in der Galerie Kloster Malgarten, Bramsche bei Osnabrück
2002    Galerie Donat, Troisdorf
2002    Kohinoor-Art Galery

Beteiligungen an Skulpturenprojekten und Gruppenausstellungen
2001    Skulptour Mettingen
2002    Beteiligung an der »virtual real«, Martinskirche Köthen/Anhalt

Bildhauerische Arbeiten
Der Weg zur Bildhauerei war für Klaus Reincke kein direkter, vielmehr führte er über zahlreiche Stationen und verzweigte Wege. Nach seinem Studium an der Meisterschule für Werkkunst in Berlin zunächst eher auf die angewandte Kunst konzentriert, war der Künstler lange Zeit auf dem Gebiet der Graphik und Malerei tätig. Erst der Ortswechsel nach Münster bzw. Osnabrück, die Gründung seiner eigenen Galerie und die intensive Beschäftigung mit den Werken verschiedenster Bildhauer ließen ihn sein neues und wohl ureigenes Betätigungsfeld, die Bildhauerei, finden. Fußend auf zahlreichen künstlerischen Erfahrungen und Erlebnissen, beginnt er mit der Eroberung eines fremden Terrains und findet schon bald seine neue künstlerische Ausdrucksform in der dreidimensionalen figuralen Gestaltung.
 Der Mensch oder die menschliche Gestalt entwickeln sich schon bald zum Hauptthema im bildhauerischen Schaffen Klaus Reinckes, wobei sich eine Vorliebe für die weibliche Figur, dem wohl ältesten Motiv der Kunst, herauskristallisiert. Bei der Schaffung seiner Figuren arbeitet er systematisch: In Skizzen erkundet der Künstler zunächst schrittweise die Vielfalt von Haltungs- oder Bewegungsmöglichkeiten, bis eine Form die in seiner Vorstellung angestrebte Gestalt annimmt. Das Studium der Natur bleibt eine grundlegende Voraussetzung in der Gestaltungsweise des Bildhauers, wobei er nicht ihre Wiedergabe anstrebt, vielmehr ein analoges Schaffen zur Natur: Natur- und Kunstform bilden gewissermaßen eine vielfältig variierte Synthese. In seinen figürlichen Arbeiten beschäftigt sich der Künstler intensiv mit Formstrukturen, Gewichts- und Massenverteilung; der wesentliche Schritt im Schaffensprozess ist jedoch die Vereinfachung und Reduktion der Formen: Körperlichkeit erscheint in reduzierter Grundform, bis schließlich ein hoher Grad an Abstraktion erreicht ist. Reinckes weiblichen Gestalten zeigen verhaltene, jedoch unverkennbare körperliche Andeutungen, wobei die Linienführung der schlanken Figuren und vor allem üppige, zum Teil wehende Haare als Erkennungsmerkmale auftauchen. Andere Figuren wiederum scheinen an archaische Formen oder antike Formulierungen anzuknüpfen.
 Bei allem formalen und handwerklichen Streben bleibt Klaus Reincke ein ausgeprägter Individualist, der seine Themen und Ideen auf vielfältigste Weise sucht; er besitzt eine Vorliebe für Experimente, für Überraschungen, die auch der Unperfektion freien Raum lassen. Bei seiner ständigen Suche nach neuen Formen ergeben sich immer wieder Gestaltungsvariationen, die vom Zufall geprägt sind – die Kunst wird zunächst für den Künstler, später für den Betrachter zum Erlebnis an sich. Die Experimentierfreudigkeit bezieht sich sowohl auf die formale Gestaltung wie auch auf die Gestaltung der Oberfläche.
 Ein wichtiger Bestandteil des Schaffensprozesses ist die Handhabung und der Umgang mit dem Material. Klaus Reincke arbeitet bevorzugt in Bronze und Eisenguss, aber auch mit Rost beschichteter Gips und Terrakotta finden Verwendung. Er ist vertraut mit den Anforderungen der Materialbearbeitung, weiß aber auch, welche Gestaltungsmöglichkeiten dieses in sich birgt. Sowohl die Farbigkeit als auch die Oberflächenstruktur der unterschiedlichen Materialien tragen maßgeblich zur Wirkung seiner Objekte bei; Widerständigkeiten des Materials, Bearbeitungsspuren an der Oberfläche und schließlich auch gewisse Zufälligkeiten – wie etwa Farbveränderungen beim Eisenguss – prägen seine Arbeiten: Ergebnis sind Skulpturen von großer Intensität und Ausstrahlung.


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